Herzlich willkommen in der Tomáš-Baťa-Gedenkstätte, neben dem Zlíner „Wolkenkratzer“ (dem Verwaltungsgebäude der Firma Baťa, Gebäude 21) wohl das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Es ist das Werk des Architekten František Lýdie Gahura als Reminiszenz an den auf tragische Weise verstorbenen Gründer des modernen Zlín, Tomáš Baťa. In puncto Bedeutung und Qualität lässt es sich mit der Brünner Villa Tugendhat von Ludwig Mies van der Rohe oder der Prager Villa Müller von Adolf Loos vergleichen. Den meisten von uns blieb jedoch der Wert des Gebäudes viele Jahre lang verborgen, da es in den 50er Jahren für andere Nutzungszwecke umgebaut worden war. Erst jetzt können wir die wiedererstandene Schönheit dieses funktionalistischen Gebäudes bewundern, vor allem dank der liebevollen Pflege, welche ihm die Stadt Zlín angedeihen lässt.
Nach zweijähriger Rekonstruktion in den Jahren 2016-2018 öffnete die Gedenkstätte am 27. Mai 2019 erneut ihre Pforten. Die Besichtigung konzentriert sich auf die Architektur des Gebäudes und auf das ausgestellte Modell des Flugzeugs. Es handelt sich um eine Architektur von höchster Qualität, Sie werden begeistert sein. Davon zeugt auch das Interesse der Besucher, das bislang ungebrochen ist. Es freut uns, dass ihr Feedback eindeutig positiv ausfällt.
Die Gedenkstätte ist mit dem Namen von zwei Persönlichkeiten untrennbar verbunden: dem Unternehmer Tomáš Baťa und dem Architekten František Lýdie Gahura. Erfahren Sie daher zu Beginn der Führung einige wichtige Daten aus ihrem Leben und Wirken.
Er war Unternehmer, Politiker und Mäzen.
Tomáš Baťa erblickte am 3. April 1876 in Zlín das Licht der Welt. Die Schuhmacherfamilie Baťa lebte hier bereits in der 9. Generation. In seiner Heimatstadt besuchte Tomáš die Volksschule. Als er 8 Jahre alt war, starb seine Mutter. Zwei Jahre nach ihrem Tod heiratete der Vater wieder und zog mit seiner Familie nach Uherské Hradiště. Dort besuchte Tomáš die Bürgerschule und begann, im väterlichen Betrieb zu arbeiten.
Im Jahre 1894 beschlossen er und seine ältere Geschwister Antonín und Anna, sich selbständig zu machen. Der Vater zahlte ihnen ihren Anteil am Erbe der Mutter aus, das waren 800 Gulden, und die Geschwister kehrten nach Zlín zurück, wo sie ihre erste Schuhmacherwerkstatt eröffneten. Der Betrieb lief zunächst auf den Namen des Bruders von Tomáš, Antonín, weil Tomáš damals noch nicht volljährig war. Antonín starb jedoch 1908 an Tuberkulose, seine Schwester Anna hatte die Firma bereits 1904 verlassen, nachdem sie geheiratet hatte. Tomáš Baťa wurde so zum alleinigen Inhaber eines Unternehmens, dem er insgesamt 38 Jahre lang vorstehen sollte. Während dieser Zeit schuf er einen Konzern von gigantischen Ausmaßen. Zu Beginn der 30er Jahre war er bereits in 35 Branchen von Produktion, Handel, Dienstleistungen, Transport und Finanzen tätig. Seine Unternehmen, Läden und Fabriken hatte er in 54 Ländern der Erde, auf 4 Kontinenten. 31.000 Menschen arbeiteten für ihn. Es ist vor allem das Verdienst Tomáš Baťas, dass die Tschechoslowakei zu Beginn der 30er Jahre zum größten Schuhexporteur der Welt aufgestiegen war.
Tomáš Baťa war jedoch nicht nur Unternehmer, sondern auch Politiker. Darüber hinaus engagierte er sich für Kunst und Kultur sowie im sozialen Bereich. Für seine Beschäftigten, die er selbst „seine Mitarbeiter“ nannte, baute er Wohnviertel, rief Bildungsinstitutionen ins Leben, ließ ein Krankenhaus errichten sowie soziale und kulturelle Einrichtungen entstehen. Als Bürgermeister der Stadt, wozu er 1923 erstmals gewählt worden war, brachte er eine Reform des öffentlichen Schulwesens auf den Weg; er unterstützte Unternehmer und Händler, Handwerker und Gewerbetreibende. Innerhalb weniger Jahrzehnte machte er aus dem ländlich geprägten Provinzstädtchen Zlín eine moderne Stadt voller Grün, mit einer außergewöhnlich gut entwickelten Infrastruktur. Die Einwohnerzahl der Stadt stieg in dieser Zeit um mehr als das Zehnfache.
An die Öffentlichkeit in der gesamten Republik und im Ausland richtete er sein Programm „Baťa – Dienstleistungen für die Öffentlichkeit“, dessen Hauptmotto lautete: „Niedrige Preise – hohe Löhne“. Die Prinzipien seiner Arbeit drückte er 1931 wie folgt aus:
„Unser Betrieb erwirtschaftet Gewinn. Sein technischer, geschäftlicher und sozialer Apparat erreichte jedoch bereits solche Dimensionen, dass allein der Gewinn nicht mehr das einzige und wichtigste Ziel ist … Wir wollen deshalb auch zum weiteren Aufschwung des Bezirkes, in dem wir arbeiten, des Landes, aus dem wir unsere Kraft schöpfen, und des Staates, der die Grundlage unseres Unternehmens darstellt, beitragen.“
Leider setzte ein tragisches Unglück seinem erfolgreichen Lebensweg ein vorzeitiges Ende.
Tomáš Baťa starb im Alter von 56 Jahren bei einem Flugzeugabsturz in Otrokovice, am 12. Juli 1932. Er sollte an jenem Tag nach Möhlin in die Schweiz fliegen, wo die Firma Baťa einen neuen Betrieb zur Herstellung von Gummistiefeln baute. Baťa bestand auf den Abflug, obwohl ihm sein Pilot und seine Techniker aufgrund des schlechten Wetters von der Reise abgeraten hatten. An diesem Tag herrschte nämlich auf dem Flugplatz dichter Nebel. Der Flug dauerte keine 8 Minuten, der Pilot hatte im Nebel die Orientierung verloren und das Flugzeug schlug auf dem Boden auf. In diesem Moment stockte nicht nur der Pulsschlag der Baťa-Werke, sondern der gesamten Stadt Zlín, zu deren Bürgermeister Baťa bereits zum dritten Mal gewählt worden war. Mit Tomáš Baťa kam auch sein Chefpilot Jindřich Brouček ums Leben. Beide wurden auf dem damals neu angelegten Waldfriedhof oberhalb von Zlín bestattet.
Gahura, mit vollständigem Namen František Lýdie Gahura, wurde am 10. Oktober 1891 in Zlín in die Familie des Ziegelbrenners und Schuhmachers František Gahura und seiner Frau Anna geboren.
Er war ein bedeutender Architekt, Bildhauer, Stadtplaner und Pädagoge.
Seinen zweiten Vornamen „Lýdie“ nahm er nach seiner Hochzeit mit Lýdie Rousová an. Er drückte auf diese Weise seine Dankbarkeit und Hochachtung gegenüber seiner Ehefrau aus, die zugunsten der Familie auf ihre eigene Karriere verzichtete. Gahura betrachtete seine Frau nicht nur als Partnerin fürs Leben, sondern auch als Ko-Autorin seiner Werke.
Gahura war im Vergleich zu Baťa fast eine ganze Generation jünger. Bereits in seiner Jugend machten sich bei ihm künstlerische Neigungen bemerkbar. Er ging bei dem Bildhauer und Stuckateur Alois Amort in Uherské Hradiště in die Lehre. Später studierte er an Prager Hochschulen: von 1910-1917 an der Schule für industrielles Design, wo er Schüler des Bildhauers und Glyptikers Josef Drahoňovský sowie des bedeutenden Architekten Jož Plečnik, des späteren Architekten von Präsident Masaryk, war. Von 1919-1923 studierte er Architektur bei Jan Kotěra an der Akademie der bildenden Künste. Seine weitere Laufbahn verband er mit seiner Heimatstadt Zlín, für die er als Student im ersten Studienjahr im Jahr 1920 das Projekt des neuen Rathauses schuf. Bei dem Wettbewerb errang er den ersten Preis und noch während seines Studiums in den Jahren 1922-1924 beteiligte er sich dann auch an der Umsetzung des Bauvorhabens.
Nach seiner Rückkehr aus Prag begann er, für die Firma Baťa zu arbeiten. Im Jahr 1924 schuf er für Tomáš Baťa das Projekt „Fabrik in Gärten“ und in den weiteren Jahren baute man Zlín nach seinen städtebaulichen Entwürfen zu einer Gartenstadt aus. Er entwarf mehrere bedeutende Zlíner Gebäude, z.B. die Masaryk-Versuchsschule (1928), das Krankenhaus (1927-1936), das Kaufhaus (1931), das Große Kino (1932), die Studieninstitute (1936-1938) sowie andere öffentliche Gebäude und Wohnhäuser. Einzigartig sind ebenfalls seine sakralen Bauten, wie z.B. die Sankt-Anton-Kirche in Miškovice (1927) oder die Sankt-Wenzel-Kapelle in Zlín-Kudlov (1927). Für die Firma Baťa plante er auch Projekte außerhalb von Zlín, indem er im Ausland Industrie- und Gartenstädte im Sinne von Baťa entwarf. Nicht weniger wichtig ist seine Arbeit an der urbanen Gestalt Zlíns. Seinem Regulierungsplan aus dem Jahr 1935 folgte der Städtebau fast 20 Jahre lang. Neben seiner Arbeit als Architekt befasste er sich sein ganzes Leben lang auch mit der Bildhauerei.
ie Tomáš-Baťa-Gedenkstätte war einer der letzten Aufträge Gahuras für die Firma Baťa, obwohl er bis 1945 hin und wieder Aufträge für sie übernehmen sollte. Im Jahr 1933 trat er jedoch in die Dienste des neuen Bürgermeisters Dominik Čipera. Er wurde so zum ersten Zlíner Stadtarchitekten und widmete sich hauptsächlich der Stadtplanung. Im Jahr 1946 zwang ihn das kommunistische Regime, seinen Platz zu räumen. Er arbeitete fortan als Landesplaner in Brno, wohin er 1949 mit seiner Familie zog. Später nahm er eine Stelle im Forschungsinstitut für Architektur an und ging 1951 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Er starb praktisch vergessen im September 1958 nach schwerer Krankheit. Bestattet ist Gahura mit seiner Frau und seinen Kindern auf dem Waldfriedhof in Zlín.
Eine ganze Reihe von Gebäuden spiegelt mit ihrer Geschichte nicht nur die Zeit ihrer Entstehung wider, sondern auch geschichtliche Ereignisse und den Einfluss bedeutender Persönlichkeiten. Hier spüren wir am stärksten den Einfluss von Tomáš Baťa, dessen tragischer Tod bei einem Flugzeugunglück am 12. Juli 1932 den Anlass für die Entstehung dieser Gedenkstätte gab. Die Tomáš-Baťa-Gedenkstätte wurde jedoch auch zu einem bedeutenden Symbol der hochentwickelten Baukultur der Baťa-Stadt Zlín sowie der turbulenten Geschichte der Stadt.
Im März 1933 erläuterte Gahura seine Vorstellung über ein Gebäude der Erinnerung wie folgt:
„Der Zweck der Gedenkstätte ist ideeller Natur. Daher mussten dem verwendeten konstruktionellen Standard ein ideeller Gehalt und eine ideelle Form verliehen werden. Möge die Architektur der Gedenkstätte Großzügigkeit, Klarheit, Aufstieg, Optimismus und Schlichtheit ausdrücken – all das waren Besonderheiten des Geistes von Tomáš Baťa ….“
Wenn wir vor dem Gebäude stehen und nach unten schauen, sehen wir eine Grünfläche in der Nord-West-Achse der Stadt. Zu beiden Seiten befinden sich die Internate. Das Gebäude mit der höchsten Lage in diesem Ort stellte Gahura in einer Skizze bereits im Februar 1932 vor. Er plante damals, das relativ großangelegte Gebäude als Museum zu nutzen. Der tragische Tod von Tomáš Baťa veränderte jedoch alles und oberhalb von Zlín sollte ein Ort der Erinnerung entstehen.
Die Gedenkstätte wurde in Rekordzeit errichtet. Die Ausschachtungsarbeiten begannen Mitte März 1933, und bereits zum ersten Todestag von Baťa am 12. Juli 1933, also nach knapp vier Monaten, öffnete die Gedenkstätte ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Zum Vergleich: Die aktuelle Sanierung des Gebäudes dauerte mehr als zwei Jahre.
Zu Beginn ein paar Worte zur urbanen Konzeption des Ortes, in den die Gedenkstätte eingebettet ist. Dieser Ort heißt offiziell Masaryk-Platz, aber oft nennen wir ihn auch Gahura-Prospekt. Der Ort erinnert eher an einen Park als an einen Platz. Dies entspricht exakt Gahuras Konzept einer Gartenstadt.
Die Basis dieser urbanen Struktur bilden zwei Reihen Internate für die jüngeren Beschäftigten der Baťa-Werke und die Schüler der firmeneigenen Schulen. Interessehalber sei gesagt, dass sich links die Internate der Jungen befanden und rechts waren die Mädchen untergebracht. Die Gedenkstätte bildet sozusagen den krönenden Abschluss dieses Ortes, nicht zuletzt durch ihren Standort in höchster Lage. Später kamen zu beiden Seiten des Memorials die Studieninstitute hinzu. Das Studieninstitut I wurde 1936 fertiggestellt und wird bis heute zu Bildungszwecken genutzt. Hier haben ein Gymnasium und die Fremdsprachenschule ihren Sitz. Das Studieninstitut II aus dem Jahr 1938, einst die Baťa-Kunstschule, beherbergt heute die Polizei. Die Studieninstitute sind von ihrer Baukonstruktion her mächtiger und höher als die Gedenkstätte, und dennoch büßt das Memorial in Konkurrenz zu ihnen nichts an seiner dominanten Position und seiner monumentalen Erscheinung ein. Die Monumentalität des Gebäudes wird vor allem durch die Betonung seiner vertikalen Elemente erreicht. Das markanteste Fassadenelement sind die plastisch hervortretenden Säulen sowie die Trennelemente aus Stahl in der Glasummantelung. Die Einzigartigkeit des Gebäudes wird auch dadurch unterstrichen, dass hier nicht die typische Ziegelausmauerung zum Einsatz kam, denn die Fassade besteht lediglich aus drei Materialien: Beton, Stahl und Glas.
Das Gebäude ist mit seinem Konzept gleichzeitig ein Manifest der modernen Architektur und die Verarbeitung zeitloser Kompositionsverhältnisse der klassischen Architektur, die tief bis zu ihren Wurzeln in Gestalt der griechischen Tempel zurückreicht.
Der Architekt Gahura wollte mit diesem genial einfachen, lapidaren Bauwerk die Persönlichkeit von Tomáš Baťa und seine grundlegenden Züge erfassen: Fleiß, Rationalität, Optimismus, Aufstieg, Großzügigkeit, aber auch Schlichtheit. Beim vollkommen rationalen Einsatz des Standardkonstruktionsmoduls des Säulenrasters von 6,15 x 6,15 m - 20 Fuß, mit dem die Industriebauten projektiert wurden, in Kombination mit einer Glasummantelung erzielte er eine höchst emotive Wirkung des gesamten Gebäudes. Die Gesamtkonzeption verweist auch auf gotische Kathedralen. Der Raum ist dreischiffig und besteht nur aus Säulen, welche an das gotische Stützsystem angelehnt sind, und aus Glas als Analogie zu gotischen Kathedralfenstern.
Bei der Planung der Gedenkstätte ging Gahura vom sog. universellen Maßstab aus, und die Proportionen des Gebäudes basieren auf dem goldenen Schnitt. Ein nicht minder wichtiger Bestandteil seiner Planung lag in der Zahlensymbolik. Der Architekt spielt hier mit der Symbolik der Zahl Drei: Die Gedenkstätte ist dreistöckig, die kürzere Fassade ist dreiachsig, die längere sechsachsig. Zwischen den einzelnen Säulen sind 6 Glasflächen waagerecht und 9 senkrecht angeordnet. Jeder Treppenarm hat 30 Stufen.
Auch das Treppenhaus wird symbolisch genutzt: Aus seitlicher Sicht bildet es den Buchstaben Z – Zlín.
Ein weiteres einfaches Symbol ist die Farbgestaltung, die an die tschechoslowakische Trikolore erinnert: roter Fußboden, blaue Treppe, weiße Säulen.
Der eindeutig bedeutendste Raum im Gebäude (über zwei Etagen) ist der Teil, wo das schicksalhafte Flugzeug untergebracht ist. Bei der Ersteröffnung der Gedenkstätte gab es in diesem zentralen Raum noch eine Büste Tomáš Baťas nahe der Wand gegenüber dem Eingang, in unmittelbarer Nähe zu den Büsten seiner Mutter Anna und seines Bruders Antonín, des Mitbegründers des Unternehmens. Im verbleibenden Teil des Erdgeschosses befanden sich Erinnerungsstücke an Tomáš Baťa. Die zweite Etage, die sog. Galerie, diente ab 1934 als Ausstellungsraum für historische Schuhe und Schuhe aus aller Welt, während die dritte Etage im ersten Nutzungszeitraum leer stand. Später fanden hier wechselnde Ausstellungen statt. So wurden beispielsweise 1935 Projekte gezeigt, die am internationalen Wohnungsbauwettbewerb teilgenommen hatten, in dessen Jury der berühmte Architekt Le Corbusier berufen worden war.
Im Jahre 1944 wurden auf Befehl der deutschen Okkupanten in die dritte Etage Exponate des Stadtmuseums gebracht. Gegen Ende des Krieges, im November 1944, kam es zur Bombardierung Zlíns, wobei der Glasmantel des Gebäudes beschädigt wurde und es infolgedessen geschlossen werden musste.
Wenn wir über einige Details des Interieurs sprechen wollen, dann sollten wir mit dem Fußboden beginnen: Er ist hier ganz klassisch, so wie in den meisten Baťa-Gebäuden, sowohl in den Industriebauten, als auch in den öffentlichen. Es handelt sich um eingefärbten Beton, der mit herkömmlichem Bohnerwachs gepflegt wurde. In den beiden oberen Etagen ist der Fußboden noch original erhalten, im Erdgeschoss hingegen musste er erneuert werden.
Eine Erwähnung verdient auch die Verglasung des Gebäudes. Die Glastafeln wurden in Auftragsarbeit von der Teplitzer Firma Glastetik speziell angefertigt. Es handelt sich um Gussglas mit strukturierter Oberfläche. Die Walzen wurden in einer speziellen Technologie gefertigt, unter Einsatz einiger erhalten gebliebener ursprünglicher Glastafeln des Memorials. Der Architekt verwendete absichtlich kein transparentes Glas – das transluzente Glas isoliert den Innenraum der Gedenkstätte vom äußeren Lärm und schafft eine intime, pietätvolle Atmosphäre im Inneren. Die Umgebung dringt in das Gebäude nur durch gedämpftes diffuses Licht und Pastellfarben der benachbarten Gebäude und der Grünfläche hinein.
Ein einzigartiges Detail der Einrichtungsgegenstände der Gedenkstätte sind die als Luminator bezeichneten Strahler, die für die Beleuchtung der gesamten Gedenkstätte Verwendung finden. Diese Lampen wurden neu gefertigt, exakt entsprechend ihren ursprünglichen Vorbildern, die Gahura gewählt hatte. Das Licht der Lampen weist ausschließlich nach oben, das heißt, der Raum wird indirekt beleuchtet, durch Widerspiegelung des Lichts von der Decke. Gleichzeitig werfen die Lampen in den Gebäudekonstruktionen sehenswerte Schatten.
Das ausgestellte Flugzeug ist ein detailgetreuer Nachbau des deutschen Flugzeugs Junkers F-13ge, mit dem Tomáš Baťa und sein Pilot auf tragische Weise ums Leben kamen. Das Flugzeug wurde 1929 von der Firma Baťa gekauft und mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-1608 betrieben. Die Junkers F-13 war weltweit das erste Flugzeug, das ganz aus Metall bestand. Es war Ende des Ersten Weltkriegs entwickelt worden. Man baute es von 1919 bis 1932, insgesamt wurden 300 Stück verkauft. Technisch handelt es sich hierbei um einen Tiefdecker (für die zwanziger Jahren recht ungewöhnlich, denn es war noch die Zeit der Doppeldecker) mit einem Cockpit für den Piloten und den Navigator und mit einer Kabine, die vier Fluggästen Platz bot. Die Junkers F-13 wurde in vielen Varianten gebaut, mit unterschiedlichen Motoren (Mercedes, BMW, Pratt & Whitney). Baťas Maschine besaß jedoch bereits einen eigenen Junkersmotor, den L5.
Nach der tragischen Havarie wurde die Maschine repariert, wobei die meisten Teile von einem anderen baugleichen Flugzeug genommen wurden, das sich ebenfalls im Besitz der Firma Baťa befand. Im Juli 1933 wurde sie in der Tomáš-Baťa-Gedenkstätte installiert und verblieb hier bis 1948. In jenem Jahr verschwand das Flugzeug aus der Gedenkstätte, danach verlieren sich seine Spuren.
Ein detailgetreuer Nachbau des Flugzeugs entstand in der Olmützer Firma TechProAviation. Die Fertigung stand unter der Schirmherrschaft der Zlíner Tomáš-Baťa-Stiftung, der es gelungen war, hierfür Mittel in Höhe von fast 6,5 Millionen Kronen aufzubringen. Davon stammten 2,8 Millionen Kronen von der Stadt Zlín und fast 2,5 Millionen Kronen von der Familie Baťa. Das Flugzeug wurde am 22. Mai 2019 hier im Memorial eingebaut.
In der Zeit der kommunistischen Diktatur wurde der Gedenkstätte eine andere Aufgabe zuteil – alles, was mit Tomáš Baťa zu tun hatte, sollte nämlich in Vergessenheit geraten.
Im Jahr 1948 wurde die Gedenkstätte in „Haus der Kultur“ umbenannt und in den Jahren 1954 – 1955 von Architekt Eduard Staša umgebaut. Das Erdgeschoss und die Galerie wurden als Konzertsaal der Zlíner Philharmonie genutzt. Im dritten Stock entstand ein Ausstellungssaal der Bezirksgalerie der bildenden Kunst.
Die Stadt Zlín verpflichtete sich im Jahr 1998, dem im internationalen Maßstab viel beachteten Gebäude seine ursprüngliche Bestimmung wiederzugeben. Nach der Jahrtausendwende begann man in Erwägung zu ziehen, die Gedenkstätte wieder aufleben zu lassen. Als dann die Bohuslav-Martinů-Philharmonie 2011 und die Bezirksgalerie der bildenden Kunst 2013 neue adäquate Räume bezogen, stand diesem Vorhaben nichts mehr im Wege.
Die Wiederherstellung war dank der Fördermittel vom Kultusministerium in Höhe von 32 Millionen Kronen möglich. Die Gesamtkosten für die Sanierung beliefen sich auf über 50 Millionen Kronen.
Im Jahre 2013 war das Kulturhaus geräumt, im Jahr 2016 begannen die Umbauarbeiten. Die Rekonstruktion war im Dezember 2018 abgeschlossen.
Die neue Ära der wiedererstandenen ursprünglichen Gestalt der Tomáš-Baťa-Gedenkstätte begann mit ihrer feierlichen Einweihung am 27. Mai 2019.
Denjenigen, die sich von ihrem Besuch der Gedenkstätte eine bleibende Erinnerung mit nach Hause nehmen möchten, empfehlen wir die tschechisch-englische Publikation: Testament und Manifest – Die Tomáš-Baťa-Gedenkstätte. Das Buch wurde von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Eva Končalová und Petr Všetečka herausgegeben. Es besticht durch seine exzellente grafische Gestaltung, für die Petra Jiroušková verantwortlich zeichnet, sowie seine einzigartigen Fotos, die von Libor Stavjaník aus eigenen Sammlungen und aus dem Archiv beigesteuert wurden. Das Buch ist am Infopoint der Gedenkstätte erhältlich.